In die Wand eines Holzhauses ist ein Bienenschwarm eingezogen.
Der Besitzer ist Allergiker und fürchtet außerdem um sein Holzhaus.
Zum Glück hat er den richtigen Schädlingsbekämpfer kontaktiert, denn wir wollen ihm helfen ohne das Bienenvolk zu gefährden.
Geht das überhaupt? Die Antwort heißt trap-out. Wir fangen die Bienen also heraus!
Das Volk scheint stark zu sein, beim jedem Besuch war erstaunlich viel Flugbetrieb, die Bienen sind ziemlich friedlich.
Zur Methode, wie geht das jetzt!?
Also:
Direkt vor das Einflugloch der Bienen wird eine Beute, also ein „Bienenstock“ montiert.
Dazwischen befindet sich aber eine Platte, die mithilfe eines Schiebers den Ein- und Ausgang steuert.
Diese Platte war auch die größte Herausforderung, da das Loch genau am Übergang zwischen Mauer und Holzwand war.
Über der Mauer ist ein kleines Sims, ein Vorsprung, weshalb ich die Beute nicht ohne weiteres plan und dicht montieren konnte.
Zum Glück gibt es vor Ort eine gut ausgestattete Werkstatt und nach etwas Bastelei und 10x rauf und runter hat es funktioniert!
Mit dem Schieber regeln wir 3 Varianten:
- Die Bienen können aus ihrem Nest in den aufgehängten Kasten und von dort ins Freie
- Die Bienen können nur bei einem Nebenausgang heraus, in den sie nicht mehr hineinfinden („Bienenflucht“)
- Nur die Arbeiterinnen können zwischen dem Nest in der Mauer und dem Bienenstock wechseln, die Königin aber nicht („Absperrgitter“)
Schritt 1:
Zuerst stellt man den Schieber auf Stellung 1, damit sich die Bienen an den neuen Eingang über das Flugloch der montierten Zarge gewöhnen.
Sobald die Bienen das Einflugloch gut kennen und Wächterbienen sichtbar sind, kann man weiter machen.
Schritt 2:
Jetzt werden aus einem anderen Volk Brutwaben mit verdeckelter Brut (kurz vor dem Schlüpfen) in den Kasten gehängt, dazu leere Waben.
Den Schieber stellt man auf Stellung 2 „Bienenflucht“.
Jetzt fliegen die Bienen aus dem Nest in der Mauer heraus, können aber nur noch zurück in den Kasten, nicht mehr ins Nest.
Daher laden sie den gesammelten Pollen und Nektar dort ab, und pflegen die Brut dort. Das Nest in der Mauer wird schlechter versorgt.
Schritt 3:
Nach ein paar Tagen, wenn sich mehr Leben in dem aufgehängten Kasten abspielt, als im Nest, öffnet man den Durchgang kurz wieder.
Die Königin sollte aus dem Nest nach vorne kommen, da dort besser versorgt wird, mehr Nachschub ist und sich ein großer Teil des „gesellschaftlichen Lebens“ im Bienenvolk mittlerweile dort abspielt und nicht mehr im Nest. Außerdem legt die Königin ihre Eier bevorzugt in Zellen, die gerade vor kurzem erst frei geworden sind.
Dafür benötigt man die Waben mit verdeckelter Brut.
Wenn man die Königin erfolgreich aus der Mauer gelockt hat, hat man praktisch schon gewonnen.
Schritt 4:
Der Schieber wird auf Stufe 3 „Absperrgitter“ gestellt.
Die Arbeiterinnen können die Brut in der Mauer versorgen, die dort geschlüpften Bienen können hin und her wechseln.
Nach ca. drei Wochen sind alle Bienen in der Mauer geschlüpft, die Königin konnte dort auch keine Eier mehr legen.
Schritt 5:
Nun kann der Schieber wieder auf „Bienenflucht“ gestellt werden und in Kürze ist die Mauer ohne Bienen.
Anschließend wird das Volk abtransportiert und ein fremdes Volk dort positioniert.
Dieses wird das Nest in der Mauer plündern und alle Honigvorräte rausholen.
Ohne Honigvorräte ist die Nisthöhle auch für weitere Schwärme nicht mehr so attraktiv und wird hoffentlich nicht erneut besiedelt.
Anschließend kann das Loch verschlossen werden.
In der ersten Maiwoche 2022 haben wir damit gestartet, noch ist nichts gelungen, wir sind gespannt und halten euch auf dem Laufenden!
Update:
Beim ersten und zweiten Mal hat es leider nicht funktioniert. Die Königin wollte das Nest nicht verlassen, im Kasten waren keine neuen Eier zu finden.
Die Bienen wollten vielmehr aus der Brut in dem angehängten Kasten eine neue Königin nachziehen. Vermutlich war das Volk in Schwarmstimmung.
Auch hat die Bienenflucht nicht optimal funktioniert. Die Wand ist so uneben, dass die Konstruktion nicht ganz dicht war; die Bienen haben diverse Nebeneingänge genutzt.
Fazit:
Wir haben vermutlich mit der ganzen Aktion wesentlich zu spät angefangen.
Sofern das Volk den Winter überlebt, wollen wir die starke Expansion des Volks im März nutzen, um es erneut zu versuchen.
Vielleicht dichten die Bienen für den Winter ohnehin sämtliche Nebeneingänge ab, dann hätten wir ein Problem weniger 😉